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TERMIN BUCHEN
6 Minuten Lesezeit (1174 Worte)

Der missbrauchte Mann

 Laut Statistik, sind 92% der männlichen Opfer durch sexuellen Missbrauch, zwischen 6 und 14 Jahre alt. Man kann davon ausgehen, dass nur 20% auch angezeigt wird. Die Dunkelziffer ist dabei sehr hoch. Mädchen sind ca. 3-4 Mal häufiger von sexueller Gewalt betroffen, dennoch sollte man die Knaben nicht vernachlässigen. In Deutschland werden 10%-20% der Jungen einmal in ihrem Leben missbraucht.

Gesellschaftlich wird eher über Frauen als über Männer gesprochen, die Frauen gehen heute offener damit um und haben auch weniger Hemmungen sich zu outen. Die «Me Too Movement» at da sicher auch seine Spuren zusätzlich hinterlassen. Bei den Männern sind noch sehr viele Vorurteile, riesige Schamgefühle und Glaubenssätze (z.B. ein Mann jammert nicht, ein Mann spricht nicht darüber, ein Mann ist selbst schuld, ein richtiger Kerl ist kein Opfer) vorhanden.

Hatte kürzlich ein Gespräch mit einer Frau und wir sprachen auch über die «Me Too Movement». Dabei waren wir uns einig, dass die Übergriffe bei den Frauen nicht entschuldbar sind und hart angefasst werden müssen. Ich sagte auch, dass während meinen jungen Jahren, mir auch Frauen an den Hintern oder in den Schritt gegriffen hätten. Die Gesprächspartnerin sagte dann ohne nachzudenken, dass diese Frauen es nur zum Spass machten und nichts dahinter sein. Ich habe mehrmals leer geschluckt und die Diskussion hat angefangen. Solange in der Gesellschaft diese Meinung vorhanden ist, werden sich die Männer auch nie outen und sich noch mehr zurückziehen. Aus meiner Sicht ist jede gewollte Berührung, die die andere Person nicht will, ein «Sexueller Übergriff», ob beim Mann oder bei der Frau.


Was gibt es für sexuelle Missbräuche 

  • Zwang pornografisches Material gegen den Willen anzuschauen
  • Körperlicher Kontakt, gegenseitiges Berühren (z.B. nackt auf dem Schoss des Grossvaters sitzen)
  • Nicht penetrativer Kontakt der Geschlechtsteile bzw. Genitalbereiches
  • Penetrativer Kontakt (oral, anal etc.)
  • Gefilmt oder fotografiert werden
  • Fetischismus, Sadomaso
  • Ritualisierter Ablauf (gute Reinigung des Körpers inkl. Berührung der Geschlechtsteile, wenn die Person dies aber bereits selbst könnte, Doktorspiele)

Rolle «Mann»

Der Scham des Jugendlichen ist enorm gross und die Umgebung erwartet auch nicht, dass dem Jungen etwas so passieren könnte. Wie vielmal hören wir (hatte ich auch immer gesagt), bei einem Mädchen haben wir Angst, wenn sie allein aus dem Haus geht, bei einem Jungen nicht, er kann sich ja wehren.

Viele Jungen neigen auch dazu, sich mit dem Aggressor zu identifizieren. Sie wollen auch stark und bestimmend sein, Schwäche gilt als schwul. Das sind alles Glaubenssätze auch in den Erwachsenen. Es sind viele Erwartungen der Erwachsenen da, und im Kind bzw. Jugendlichen viele Ängste. Bei Übergriffen wird auch immer mit den Ängsten der Kinder gearbeitet, mit Drohungen, mit Strafe, mit Blossstellen.


Druckmittel 

Wie bereits erwähnt werden die Opfer mit Druck und dadurch mit Angst zum Schweigen gebracht. So bleibt auch der sexuelle Missbrauch geheim.

Es entstehen aber auch Schuldgefühle, dass sie sich hätten wehren müssen, oder der Täter sagt, Du hattest ja auch Spass daran oder er ködert den Jungen mit vermeintlicher Zuneigung und Liebe, mit Geschenken und Anerkennung.

Hauptsächlich wird aber geschaut, dass eine Abhängigkeit entsteht und das eigene Selbstwertgefühl geschmälert wird.

Der Täter hat natürlich auch Angst, dass er auffliegt, aber vielfach haben die Täter das gleiche erlebt in ihrer Kindheit, das was sie nun anderen Kindern antun. Innerhalb der Familie will das Kind auch nicht, dass es herauskommt, aus Angst vor der Reaktion. Sie wollen sich auf keinen Fall blossstellen Noch schlimmer ist es, wenn der Täter jemand aus der Familie selbst ist. 

Folgen sexueller Gewalt 

Sexuelle Gewalt hinterlässt meistens ein Leben lang ihre Spuren.

  • Männer überdecken dies meistens mit einer harten Schale, ehrgeiziges Streben nach Erfolg und Macht, manchmal auch übertriebene Hilfsbereitschaft. Leider schämen sich aber die meisten Opfer auch im Alter und nehmen dadurch auch keine therapeutische Hilfe an, das notwendig wäre, um das Trauma zu verarbeiten.
  • Sie gehen Partnerschaften ein, aber selten mit Tiefe. Es fehlt ihnen das Vertrauen
  • Sie lassen Intimität nur mit einem «gewissen Abstand» zu.
  • Sie fühlen sich als «Sie hätten nichts Besseres verdient»
  • Sie suchen oft Liebe und fühlen sich zurückgewiesen
  • Zwanghaftes Kontrollverhalten der Umgebung
  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Schlafstörungen
  • Atypisches Bettnässen
  • Rückschritt in der Sprachentwicklung (z.B. Stottern)
  • Verdauungsprobleme
  • Psychosomatische Erkrankungen (z.B. Asthma, Allergie)
  • Haltungsschäden
  • Essstörungen
  • Verhaltensauffälligkeiten (z.B. Isolation, Aggressionen, Tierquälerei)
  • Autismus
  • Suizidversuche
  • Persönlichkeitsstörungen

Täter  

Meistens denkt man, dass der Täter ein Aussenstehender ist, wie der Sportlehrer, der Pfarrer, innerhalb der Pfadfindergruppe oder Leute im Internat. Lediglich aber nur 6-25% der Täter sind Fremde, ca. 25% sind Familienangehörige und ca. 50% sind im Bekanntenkreis des Opfers. So können diese Täter das Vertrauen des Kindes missbrauchen und das Kind hat umso mehr Angst dies auch zu erzählen.

Den Tätern sieht man diese Neigung meistens nicht an, es können liebende Grossväter, Väter oder Onkel sein.

Ca 85-90% der Täter sind Männer und 10-20% sind Frauen. Sexuellen Missbrauch findet man in allen Gesellschaftsschichten. Die Täter sind in der Regel in der Gesellschaft gut angepasst, vielen ist aber in ihrer Jugend ähnliches wiederfahren. Vielfach haben sie Probleme im zwischenmenschlichen Bereich.

Ich hatte einmal einen Klienten, der wollte eigentlich gar nicht in die Therapie, aber seine Freundin hatte ihn zu mir geschickt. Ihm war es äusserst peinlich und es war ihm sehr unwohl darüber zu sprechen, dass er als Kind von seinem eigenen Vater missbraucht worden ist.

Es gibt grundsätzlich 3 verschiedene Täter-Typen:

  1. Er ist sexuell auf Erwachsene orientiert, aber auch durch Kinder erregbar. Er gibt vermeintliche Zuwendung und Schutz, er sucht sich eine Ersatzbefriedigung. Ca 90% gehören in diese Gruppe
  2. Sexuelle Interessen gilt primär dem Kind, man sagt dem auch ein Pädophiler. Nur 2-10% gehören in diese Gruppe.
  3. Diesem Typ fehlt Empathie und hat sadistische Neigungen. Der Missbrauch dient ihm als Mittel zur Unterdrückung, Kontrolle und Macht.


Wenn der Täter eine Frau ist?

Sexuelle Handlungen zwischen Frauen und Jungen werden leider romantisiert. Es wird dann vielfach gesagt, eine reife Frau tut dem Manne gut für den Eintritt in die Männlichkeit. Den Jungen wird wohl kaum jemand ernst nehmen.

Die Dunkelziffer ist auch hier sehr gross, oft sind es die eigenen Mütter. Schwierig ist auch diese aufzuklären, wenn es sich um ein Pflegeritual handelt. Gross ist natürlich die Angst des Jungen vor dem Entzug der Mutterliebe, wenn er etwas sagen würde.

Keine Mutter würde das eigene Kind sexuell missbrauchen ist genauso ein Irrglaube, wie der Vater seinen Sohn nicht missbrauchen würde. 

Therapie  

Solche Traumas sind nur mit einer guten Therapie behandelbar. Allein darüber hinwegzukommen halte ich für fast unmöglich. Hier muss zuerst ein grosses Vertrauensverhältnis zwischen Klienten und Therapeuten aufgebaut werden. Hier braucht es sehr viel Geduld und Einfühlungsvermögen, auch von dem Partner/in und der Umgebung des Opfers. Darüber zu reden ist der erste Schritt, aber es kann noch ein weiter Weg bis zur Vergebung und Verarbeitung sein.  

Rückmeldungen  

Ich bin froh, auch von betroffenen Personen mehr zu erfahren, ich lerne auch immer weiter, durch neue Fälle, durch neue Klienten, die mir ihr Vertrauen schenken. Du kannst mir auch anonym einen Brief schreiben.

Wenn auch Du Hilfe brauchst, kannst Du Dich jederzeit bei mir melden.

Wünsche Dir eine kraftvolle und zufriedene Zeit!

András

andrasm.ch 

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Samstag, 18. Mai 2024